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Früher Science Fiction – heute Realität (Teil 2)

Der Blick in die Zukunft ist sein Beruf – der Zukunftsforscher Gerd Leonhard beschäftigt sich damit, wie sich unser Alltag entwickeln wird. So viel vorneweg: Unsere Berufswelt wird sich drastisch verändern. Der zweite Teil des Gesprächs «back from the future».

04. Juni 2015

Vor einer Woche wollten wir an dieser Stelle von Gerd Leonhard wissen, welche rasanten Entwicklungen in den letzten Jahren stattfanden, auf welche technischen Fortschritte wir vorbereitet sein müssen – und ob wir durch Roboter ersetzt werden. Seine klare Antwort: Zu einem grossen Teil ja.

Hier geht’s zum Teil 1 des Gesprächs.

Welche Berufe werden ersetzt?
Alle, die automatisierbar sind. Beispielsweise wird es den Buchhalter in der heutigen Form in zehn Jahren nicht mehr geben. Denn eine Maschine kann ebenso gut rechnen und Zahlen auswerten. Auch kann ein Computer bereits einen einfachen Artikel schreiben. Und im Marketing gibt es den Trend zum quasi ferngesteuerten automatisierten Marketing. Der Computer analysiert dabei, welcher Zeitpunkt und welches Medium für die Werbung am besten sind. Auch Taxifahrer wird es vermutlich nicht mehr geben, denn in wenigen Jahren werden die Autos automatisch auf einer Spur fahren.

In Zukunft werden die menschlichen Werte in ihrer Bedeutung radikal ansteigen, aber basierend auf allumfassender Technologie. Wir müssen die Balance finden, denn Menschen sind keine Maschinen. Aber ohne Technologie geht es auch nicht."

Und welche Berufe haben eine Zukunft?
Das Stichwort lautet «rechte Gehirnhälfte». Denn die linke ist für logisches Denken zuständig – etwas, das der Computer ebenso gut kann. Aber dank der rechten Gehirnhälfte haben wir Menschen die Fähigkeit, kreativ zu sein, zu entwerfen und Synthesen zu ziehen. In diese Richtung geht der Trend: Es werden neue Jobs entstehen, für die die rechte Gehirnhälfte eine zentrale Rolle spielt. Bei denen es auf die Vorstellungskraft, auf Team- und Diskussionsfähigkeit ankommt. Es werden Jobs entstehen, die wir heute noch gar nicht kennen. Wie zum Beispiel alles, was mit Datensicherheit oder Privatsphäre zu tun hat.

In Zukunft werden die menschlichen Werte wieder mehr zählen?
Lassen Sie es mich so sagen: In Zukunft werden die menschlichen Werte in ihrer Bedeutung radikal ansteigen, aber basierend auf allumfassender Technologie. Wir müssen die Balance finden, denn Menschen sind keine Maschinen. Aber ohne Technologie geht es auch nicht.

In dreissig Jahren wird es eventuell sogar ein garantiertes Mindesteinkommen geben, da zu wenig Arbeit für alle vorhanden sein wird."

Wo liegen die Herausforderungen und Grenzen der technischen Entwicklungen?
Ich denke, wir können durchaus optimistisch in die Zukunft blicken. In den nächsten Jahren werden sich viele Dinge verändern, aber der Computer wird nicht intelligenter als der Mensch sein. In zwanzig, dreissig Jahren vielleicht ist es so weit. An diesem Punkt werden wir uns auf das konzentrieren müssen, was uns menschlich den Maschinen überlegen macht. Ausserdem werden wir wesentlich weniger arbeiten, aber den gleichen Lohn beziehen, weil ein Grossteil der Arbeit in zwanzig Jahren automatisiert sein wird. In dreissig Jahren wird es eventuell sogar ein garantiertes Mindesteinkommen geben, da zu wenig Arbeit für alle vorhanden sein wird.

Soll die Technologie alles machen dürfen, was sie tatsächlich kann?
Das ist eine gute Frage. Die Fortschritte in den letzten fünf Jahren waren so gigantisch, dass wir in unseren Prognosen für die kommenden zehn Jahre eigentlich fast gar nichts mehr ausschliessen können. Wir haben ja heute bereits Maschinen, die sagen, welches Restaurant zu uns passt – ja oder sogar Heiratspartner vorschlägt. Das könnte durchaus sehr furchterregend sein, wenn man darüber nachdenkt, dass man sich zu sehr auf diese Geräte verlässt. Es gibt sehr viele Vorteile und gute Lösungen, aber es gibt auch viele Konsequenzen, die wir vielleicht nicht bedacht haben und gefährlich sein können. Solange wir jedoch überlegt an die Sache herangehen und vorausschauen, können wir diese Gefahren austarieren.

Besten Dank für das Gespräch.

Zukunftsberater Gerd Leonhard im Interview mit Careerplus

Mit ihm machen Sie sich fit für die Zukunft. – Sie möchten heute wissen, mit welchen Trends Sie in Zukunft rechnen müssen und wie Sie auch morgen erfolgreich sein können? Gerd Leonhard aus Basel hilft Unternehmen, Organisationen und Institutionen, die künftigen Geschäftsfelder zu erkennen und zu erschliessen. Zu seinen Kunden gehören globale Player wie zum Beispiel Universal Studios, BBC, Microsoft, IBM und die Europäische Kommission ebenso wie Schweizer KMU.

Heute ist der 53-Jährige einer der weltweit führenden Zukunftsberater. Sein Angebot umfasst neben der Strategieberatung für Technologie, Marketing und Werbung, Telekommunikation, Kultur, Tourismus, Banking, Handel und Nachhaltigkeit auch die Zukunft der Medien und deren Geschäftsmodelle. Immer öfter wird er zudem als Sparringspartner und Coach für CEOs engagiert. Gerd Leonhard ist bekannt für seine provokativen und inspirierenden Präsentationen und Analysen komplexer Herausforderungen, denen sich Unternehmen und Führungskräfte zu stellen haben.
www.gerdleonhard.ch

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Zukunftsberater Gerd Leonhard im Interview mit Careerplus